"Krise in Sylduvien" Ein Planspiel zur EU-Außenpolitik.

Am 30. November 2019, 10:00 Uhr in der Früh, kamen Außenminister*innen aus insgesamt 11 EU-Staaten in der Universitätsstadt Marburg an der Lahn zusammen, um über die Krise in Sylduvien, einem fernen Land am äußersten Rande der EU, zu beraten. Nach einem Regierungswechsel hat die neue Regierung Sylduviens das Handelsabkommen mit seinem autoritär geführten Nachbarland Bordarien aufgekündigt. Gleichzeitig hat sie bekannt gegeben, dass das Land sich stärker in Richtung der EU orientieren will. Dies hat die bordarischsprachigen Sylduvier im Osten des Landes auf die Barrikaden getrieben, die nun mit Waffengewalt für eine Abspaltung ihrer Region kämpfen … Moment, was? Sylduvien? EU-Außenminister im kleinen Marburg?

Die „Krise in Sylduvien“ hat es so natürlich nie gegeben, das Land Sylduvien bloß erfunden und die EU-Außenminister*innen waren in Wirklichkeit engagierte Studierende, die sich einen ganzen Samstag frei genommen haben, um in einer simulierten Sitzung des EU-Außenministerrats einen Beschluss zu fassen über die fiktive „Krise in Sylduvien“ zu beschließen. Aus Bamberg, Darmstadt, Frankfurt und natürlich Marburg waren insgesamt 15 Teilnehmer*innen zusammengekommen, um EU-Außenpolitik am eigenen Leib zu erfahren und, wenn auch nur in Gedanken, zu gestalten.


In informellen Verhandlungsphasen versuchen die Teilnehmer*innen Unterstützung für ihre Position zu finden und Koalitionen zu schmieden. Vertreter*innen der Konfliktparteien versuchten ihrerseits Einfluss auf die Verhandlungen zu nehmen. Zwischen allem stand die Presse, die ihrerseits mit Eilmeldungen und Pressestatements die Verhandlungen gründlich zum Wochen brachte. In zähen „offiziellen“ Sitzungen des EU-Außenministerrats bemühten sich die Teilnehmer*innen dann, eine einige Position zur „Krise in Sylduvien“ zu formulieren. Eine geschlossene Positionierung zur „Krise in Sylduvien“ gestaltete sich durch den Zwang zur Einstimmigkeit als schwierig und spiegelte so die komplizierte Positionsfindung innerhalb der Europäischen Union wider. Spannend war die, sich relativ früh abzeichnende Entwicklung, dass einige EU-Mitgliedsstaaten damit begonnen haben, an der EU vorbei ganz individuell mit der Krise umzugehen. In der anschließenden Reflexionsphase diskutierten die Teilnehmer*innen dann darüber, welche Grenzen das aktuelle Abstimmungsverfahren in der EU hat und wie insbesondere eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU-Staaten in Zukunft schlagkräftiger werden könnte. Die Teilnehmer*innen bekundeten ausnahmslos ihr positives Feedback an das Orga-Team und vereinzelt sogar die Idee, aus dem Format eine dauerhafte Veranstaltungsreihe zu bilden.

Wir möchten allen Teilnehmer*innen für den spannenden und kurzweiligen Tag danken und insbesondere unserem Kooperationspartner, der JEF Hochschulgruppe Marburg, unseren Dank aussprechen. Bis zum nächsten Mal!